Psychosomatik – Medizin mit Herz und Verstand

Psychosomatik ist die Lehre von den Wechselwirkungen zwischen Seele (Psyche) und Körper (Soma) in der Entstehung, dem Verlauf und der Behandlung von menschlichen Krankheiten.

Psychosomatik in der Frauenheilkunde

In kaum einem anderen Fachgebiet wird der Einfluss körperlicher, seelischer und sozialer Faktoren auf die Entstehung sowie den Verlauf von Krankheiten, aber auch auf die Gesundheit so deutlich wie in der Frauenheilkunde.

Die psychosomatische Medizin betrachtet Körper und Seele immer als Ganzes. Im Zentrum steht das sensible Beziehungsgefüge von Körper, Seele und Umwelt. Zur medizinischen Diagnose gehört deshalb das partnerschaftlich angelegte Gespräch zwischen Arzt/Ärztin und Patientin.

Frauenärztinnen und Frauenärzte, Krankenschwestern, Psychologinnen und Psychologen, Hebammen, Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen – sie alle begleiten Frauen in wichtigen Lebensphasen. Pubertät, Familienplanung, Schwangerschaft, Geburt und Wechseljahre sind entscheidende Erfahrungen im Leben von Frauen. Gerade in diesen Zeiten des Umbruchs suchen sie medizinische, psychologische und emotionale Unterstützung.
Die gynäkologische Untersuchung und die Geburtshilfe berühren Körperteile, die für die Intimsphäre einer Frau, ihr Selbstbild, ihre Sexualität sowie ihre Paarbeziehung von unmittelbarer Bedeutung sind. Dies und das Reden darüber erfordern von der behandelnden Person ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen. Ebenso wichtig ist das Wissen um somatische und psychische Wechselwirkungen.

Was bedeutet das konkret?

Jede Untersuchung und jede Behandlung setzt eine gelingende Arzt-Patientin-Beziehung voraus und damit Kommunikation. „Was hat diese Frau, was will sie, worunter leidet sie, was braucht sie, was bringt sie mit, wovor hat sie Angst, was erwartet sie,…“ – das muss verstanden werden. Zur körperlichen Bestandsaufnahme gehört so immer die Frage nach dem psychosozialen Hintergrund. Und das gilt ebenso für die Behandlung, auch sie fußt auf Kommunikation. Egal ob bei drohender Frühgeburt oder bei Brustkrebs: Die betroffene Frau braucht Verständnis, sie muss sich angenommen fühlen, sie braucht Vertrauen – nur dann wird sie Behandlungen zustimmen und sie vor allem aktiv mittragen. Grundlage für das „Verstehen“ ist Wissen über die jeweiligen psychosomatischen und somatopsychischen Wechselwirkungen und die Einfluss-Möglichkeiten.

Nutzen

Psychosomatisches Wissen und Vorgehen hilft so den Frauen – aber auch den ÄrztInnen. Es hilft, eine größere Gelassenheit im Umgang mit den Patientinnen zu entwickeln, bringt Entlastung durch größere diagnostische Sicherheit, schützt vor eigener Überforderung und führt langfristig zu größerer Zufriedenheit bei der Berufsausübung.

Aus diesen Gründen gehört die Grundausbildung in Psychosomatik seit Jahren zum Weiterbildungskonzept für Frauenärztinnen und Frauenärzte.

Quellen: DGPFG, gyne 2/2016