STIKO COVID-19-Impfempfehlung für Schwangere und Stillende

Die STIKO spricht eine COVID-19-Impfempfehlung für bisher ungeimpfte Schwangere und Stillende aus

Pressemitteilung RKI vom 10.09.2021

Das müssen Sie über Corona-Impfungen für Schwangere wissen

Artikel von Tanja Walter in der Rheinischen Post vom 15.09.2021

Die STIKO nimmt ungeimpfte Schwangere (ab dem 2. Trimenon) und ungeimpfte Stillende explizit als zu impfende Zielgruppen auf. Darüber hinaus betont die STIKO, dass dringend allen Ungeimpften im gebärfähigen Alter die Impfung gegen COVID-19 angeboten werden sollte, damit bereits vor der Schwangerschaft ein optimaler Impfschutz besteht. STIKO betont, dass dringend allen Ungeimpften im gebärfähigen Alter die Impfung gegen COVID-19 angeboten werden sollte, damit bereits vor der Schwangerschaft ein optimaler Impfschutz besteht.

Beschluss der STIKO zur 10. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung vom 17.09.2021

Fragen zur COVID-19-Impfung

Seit Mai 2021 werden in unserer Praxis ausgewählte Personengruppen gegen COVID-19 geimpft.

Wer wird geimpft?

Derzeit impfen wir die Kontaktpersonen von Schwangeren und Patientinnen, die in den letzten 5 Jahren wegen Brustkrebs oder einer anderen gynäkologischen Krebserkrankung behandelt wurden und von uns betreut werden.

Schwangere oder Stillende, die ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf von Covid-19 hätten, können «nach Nutzen-Risiko-Abwägung und nach ausführlicher Aufklärung» geimpft werden.

05.07.2021: Digitaler Impfnachweis

Wir stellen in unserer Praxis digitale Impfnachweise aus. Dabei wird ein 2D-Barcode erstellt, den Sie auf einem Papierausdruck mitbekommen und später mit der CovPass-App oder der Corona-Warn-App einscannen und nutzen können.

Corona-Warn-APP
CovPass-App
FAQ Bundesgesundheitsministerium

Hohe Impfquote wegen Delta nötig

Mit Blick auf die Delta-Variante hält das RKI eine hohe Impfquote für nötig, um eine ausgeprägte vierte Corona-Welle im Herbst zu verhindern: Mindestens 85 Prozent der 12- bis 59-Jährigen müssten immunisiert sein, bei Älteren noch mehr.

Tagesschau 05.07.2021

10.05.2021: Johnson&Johnson für alle Erwachsenen freigegeben

In Zukunft kann sich bundesweit jeder Erwachsene mit dem Corona-Vakzin von Johnson&Johnson impfen lassen. Empfohlen wird der Wirkstoff aber vorrangig für Menschen über 60 Jahre. Bisher kommt das Mittel in Deutschland kaum zum Einsatz.

Bund und Länder haben sich darauf geeinigt, dass der Corona-Impfstoff des US-Herstellers Johnson&Johnson künftig in erster Linie Menschen über 60 Jahren verabreicht werden soll. Damit folgen sie der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO).

Tagesschau 10.05.2021

06.05.2021: AstraZeneca für alle Erwachsenen freigegeben

In Deutschland können sich künftig alle Erwachsenen in ihrer Arztpraxis mit AstraZeneca impfen lassen, sofern aus ärztlicher Sicht nichts dagegen spricht: Bund und Länder haben die Priorisierung aufgehoben.

Tagesschau 06.05.2021 19:03

Faktenbox des Harding-Zentrums für Risikokompetenz:
Impfen mit AstraZeneca oder abwarten?

Wie ist der Ablauf?

Kontaktpersonen von Schwangeren:

  • Schicken Sie uns eine E-Mail mit Namen, Geburtsdatum und E-Mail-Adresse von 2 Kontaktpersonen
  • Wir schicken dann diesen Personen eine E-Mail mit einem Terminvorschlag und weiteren Informationen

Onkologische Patientinnen

  • Schicken Sie uns eine E-Mail mit Ihrem Namen und Geburtsdatum
  • Wir schicken Ihnen dann eine E-Mail mit einem Terminvorschlag und weiteren Informationen

Aus organisatorischen Gründen bitten wir von telefonischen Anfragen abzusehen.

Wartelisten

Wir führen derzeit nur für unsere eigenen Patientinnen Wartelisten. Dabei müssen die gültigen Priorisierungen beachtet werden.

Kann ich den Impfstoff auswählen?

Nein. Nach den derzeitigen Richtlinien werden Personen ab dem 60. Lebensjahr mit dem Impfstoff von AstraZeneca und jüngere Personen mit BioNTech geimpft. Der Impfstoff der Firma Johnson & Johnson ist für alle Altersgruppen ab 18 zugelassen und schützt bereits nach einer Impfung. Da uns die Impfstoffe zugeteilt werden, stehen nicht immer alle Präparate zur Verfügung.

Impfung in Schwangerschaft und Stillzeit

Da bisher nur begrenzte Daten zur Anwendung von Impfstoffen gegen COVID-19 in der Schwangerschaft und Stillzeit vorliegen, ist das Risiko einer Impfung für die Schwangere und das ungeborene/gestillte Kind derzeit nicht beurteilbar.

Wo kann ich mich informieren?

FAQ Corona und Schwangerschaft

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es international keinen Hinweis, dass Schwangere durch das neuartige Coronavirus (SARS-CoV-2) gefährdeter sind als die allgemeine Bevölkerung

Auf der Homepage der Universität Jena finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen zu den Auswirkungen des Coronavirus in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett: Link

Impfungen in der Schwangerschaft

Für Totimpfstoffe, wie z.B. gegen Influenza, Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Hepatitis A und B, stellt eine Schwangerschaft keine Kontraindikation dar. Im ersten Drittel der Schwangerschaft sollten nur dringend indizierte Impfungen durchgeführt werden, um zu verhindern, dass die in der Frühschwangerschaft häufigen Spontanaborte fälschlicherweise mit der Impfung in Zusammenhang gebracht werden und so im Einzelfall für die Betroffenen zu einer besonderen psychischen Belastung werden. Eine erfolgte Impfung mit Totimpfstoff stellt keine Indikation für eine Schwangerschaftsverhütung dar.

RKI: Kann in der Schwangerschaft und Stillzeit geimpft werden?

Impfungen gegen Influenza und Pertussis sind Schwangeren sogar ausdrücklich ange­ra­ten.

Influenza – Virusgrippe

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Influenza-Impfung allen Schwangeren ab dem 2. Schwangerschaftsdrittel, bei erhöhter gesund­heit­licher Gefährdung infolge eines Grundleidens (z.B. Asthma oder Diabetes) ab dem 1. Schwangerschaftsdrittel.

RKI: Grippeschutzimpfung FAQ

Pertussis – Keuchhusten

Eine Impfung gegen Pertussis wird allen schwangeren Frauen zu Beginn des 3. Schwangerschaftsdrittels empfohlen. Bei erhöhter Wahrscheinlichkeit für eine Frühgeburt sollte die Impfung bereits im 2. Schwangerschaftsdrittel erfolgen. Die STIKO empfiehlt, in jeder Schwangerschaft gegen Pertussis zu impfen, unabhängig davon, wann die letzte Pertussis-Impfung verabreicht wurde.

Die Impfung in der Schwangerschaft soll kurz vor der Geburt zu einer höheren Antikörperkonzentration führen und so nicht nur die Mutter, sondern auch das Neugeborene besser vor der Krankheit schützen. Ziel ist es, die Zahl der Erkrankungen, Krankenhausaufenthalte und Todesfälle durch eine Infektion mit Bordetella-pertussis-Bakterien bei Neugeborenen und jungen Säuglingen zu reduzieren.

RKI: Warum soll in der Schwangerschaft gegen Pertussis geimpft werden?

Vor lauter Sorge vergessen Schwangere oft, sich über ihr Glück zu freuen

Freut euch!

Schwangere wollen alles richtig machen und sehen überall Gefahren. Zu viel Sorge trübt das neue Glück

VON MAGDALENA HAMM – DIE ZEIT N° 5 / 2017

Das schlechte Gewissen beginnt für viele Schwangere bereits mit einer der ersten Fragen vom Frauenarzt: »Nehmen Sie schon Folsäure?« Denn oft lautet ihre Antwort »Nein«. Warum sollten sie auch Folsäure nehmen, vor allem dann, wenn sie ihr erstes Kind erwarten und den Nachwuchs nicht akribisch geplant haben. Doch mit der Frage schleichen sich Gewissensbisse, Unsicherheit und die erste Sorge in das neue Glück: Gefährde ich mein Kind? Diese Frage kann oft nicht eindeutig beantwortet werden, so wie bei der Folsäure: Schlimm ist es nicht unbedingt, wenn Frauen das Vitamin nicht eingenommen haben, aber je früher sie anfangen, es zu schlucken, desto besser ist es für die Entwicklung des Kindes.

Die Verunsicherung der werdenden Mütter hängt paradoxerweise mit dem Wissenszuwachs der Geburtsmedizin in den vergangenen Jahren zusammen: Je mehr man über die Risikofaktoren in der Schwangerschaft weiß, desto mehr Verhaltensregeln ergeben sich für die Frauen – und desto öfter geraten sie in Situationen, in denen sie fürchten, etwas falsch zu machen.
Vor allem beim Essen wird es kompliziert, will man alle Regeln akribisch beachten: »Nicht erhitzter Fisch, nicht erhitztes Fleisch und rohe Milchprodukte können Keime enthalten, die bei einer Infektion dem Baby schaden oder auch eine Frühgeburt auslösen können. Sie sind definitiv in der Schwangerschaft tabu«, sagt der Sprecher des Berufsverbands der deutschen Frauenärzte, Christian Albring. Klingt simpel, ist es im Alltag aber nicht: Ist der Schafskäse im Hirtensalat beim Türken um die Ecke womöglich aus Rohmilch gemacht? Wurde der Räucherlachs in der Pasta beim Italiener kalt oder heiß geräuchert? Kann sie überhaupt noch guten Gewissens in Restaurants gehen, wenn sie überall damit rechnen muss, sich einen gefährlichen Keim einzufangen?

Kein Schluck

Alkohol sollten Frauen in der Schwangerschaft keinesfalls trinken, sind sich die meisten Experten mittlerweile einig. Denn beim Alkohol konnte bisher keine Dosis-Wirk-Beziehung festgestellt werden: Man kann also nicht davon ausgehen, dass kleine Mengen weniger schädlich sind, sondern muss damit rechnen, dass jede Dosis großen Schaden anrichten kann. Trinkende Schwangere setzen ihr Ungeborenes dem Risiko eines ausgeprägten oder partiellen Fetalen Alkoholsyndroms (FASD) aus. Unter diesem Begriff werden alle alkoholbedingten Schädigungen zusammengefasst, die beim Kind auftreten können, etwa ein zu kleiner Kopf, Herzfehler, ein reduziertes Hör- und Sehvermögen, eine gestörte Feinmotorik oder verminderte Intelligenz.

Ähnlich ist es bei Alkohol und Zigaretten. Die Grundregel ist klar: Schwangere sollten darauf ganz verzichten. »Alkohol ist in jeder Dosierung ein Nervengift. Jede einzelne Zigarette reduziert die Durchblutung in der Plazenta und kann dem Kind schaden«, sagt Albring. »Das Gleiche gilt für Passivrauchen.« (siehe Kasten)Und da wird es kompliziert. Denn die Absolutheit, mit der diese Regeln formuliert sind, und die Drastik der möglichen Konsequenzen lassen nur wenig Spielraum für Grauzonen – die sich im Alltag aber nun mal ergeben. Etwa bei der Abendplanung: Zwar kann die Schwangere ihre eigenen Gewohnheiten umstellen und auf Bier, Wein und Zigarette verzichten. Von ihren Freunden kann sie das aber nicht verlangen. Wenn die sich nun in einer Bar treffen, in der geraucht wird, stellt sich die Frage, ob sie überhaupt noch mitgehen kann – würde sie da nicht riskieren, ihr Kind durch den Rauch zu schädigen?

Wolf Lütje trifft bei seiner Arbeit immer wieder auf Frauen, die ihre Schwangerschaft vor lauter Sorge gar nicht mehr genießen können. Er ist Chefarzt in einer Hamburger Geburtsklinik und Präsident der Gesellschaft für Psychosomatische Frauenheilkunde und Geburtshilfe. »Viele meiner Fachkollegen haben einen Hang zum Katastrophisieren. Um sich selbst abzusichern, zählen sie den Patientinnen alles auf, was schiefgehen könnte. Dadurch entsteht bei denen oft der Eindruck, dass es allein in ihrer Verantwortung liegt, ob ihr Kind gesund zur Welt kommt.« Das sei aber nicht der Fall. »Selbst bei Schwangeren, die vermeintlich alles richtig machen, kann es zu Fehlentwicklungen kommen. Absolute Kontrolle gibt es nicht.«

WOLF LÜTJE, Chefarzt
Wenn eine Schwangere Appetit auf Räucherfisch hat, sollte sie ihn mit Genuss essen

Lütje geht es keineswegs darum, Risiken zu verschweigen oder zu verharmlosen, er plädiert nur dafür, die Frauen zu entlasten: »Ich sehe keinen Grund, warum eine Schwangere sich von ihren rauchenden Freunden isolieren und auf einen gelegentlichen Kneipenbesuch verzichten sollte.« Ein Problem gebe es doch erst dann, wenn die Frau selbst regelmäßig rauche oder mit einem starken Raucher zusammenlebe. Und selbst in diesem Fall spart Lütje mit zu strikten Forderungen. »Natürlich wäre es am besten, wenn beide Partner ganz aufhören würden, aber das ist nicht immer so einfach. Ich ermutige sie dann, zumindest stark zu reduzieren, und sage, dass jede Zigarette weniger ein Geschenk an ihr Kind ist.«

Auch beim Thema Ernährung entwarnt Lütje: »Wenn eine Schwangere Appetit auf Räucherfisch hat, sollte sie ihn mit Genuss essen und sich keinen Kopf darum machen, ob der nun heiß oder kalt gegart wurde.« Der Fisch enthalte wertvolle Fette und Jod, sodass der Nutzen im Zweifel höher einzustufen sei als die Gefahr, sich mit einem Keim zu infizieren. »Das Risiko halte ich für äußerst gering«, sagt Lütje.Ein Blick in die Statistik gibt ihm recht. Die zwei Lebensmittelinfektionen Listeriose und Toxoplasmose, die Ungeborene bedrohen könnten, sind meist nicht so gefährlich, wie viele denken. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung recht gering: In Deutschland gibt es ein paar Hundert Listeriosefälle im Jahr, etwa zehn Prozent entfallen auf Schwangere. Toxoplasmose ist etwas weiter verbreitet, wird jedoch nur dann zum Problem, wenn sich eine Frau während ihrer Schwangerschaft zum ersten Mal infiziert und ihr Immunsystem darauf noch nicht eingestellt ist. Laut einer Studie stecken sich in Deutschland jährlich etwa 6400 schwangere Frauen erstmals mit Toxoplasmose an, das entspricht einem Prozent. Die Infektion geht dann auch nur in einem Fünftel der Fälle auf das Baby über – bei dem es dann allerdings zu schweren Schäden kommen kann, vor allem am Gehirn.

Toxoplasmose sei am wirksamsten vorzubeugen, wenn die Schwangere rohes Fleisch vermeide und beim Umgang mit Haustieren besondere Hygiene einhalte.

Experten des Robert-Koch-Instituts (RKI) vermuten zwar, dass die Zahl der tatsächlich infizierten Schwangeren höher liegt, weil die Erkrankungen nicht immer erkannt werden. Trotzdem halten sie beide Infektionen für so selten, »dass Frauen sich davon nicht abhalten lassen sollten, die Zeit der Schwangerschaft positiv zu erleben und zu genießen«. Das ohnehin schon geringe persönliche Listerioserisiko lasse sich durch das Essverhalten auch kaum weiter senken, da diese Bakterien fast überall zu finden sein könnten, nicht nur in rohen tierischen Lebensmitteln, sondern auch in Salaten, auf Obst und selbst in Tiefkühlprodukten. Wo sollte man da aufhören zu verzichten? Einer Ansteckung mit Toxoplasmose sei laut RKI am wirksamsten vorzubeugen, wenn die Schwangere rohes Fleisch vermeide und beim Umgang mit Haustieren besondere Hygiene einhalte: Häufiger als in Lebensmitteln sind die Erreger nämlich in Kot von Katzen zu finden.

Auch bei der Nahrungsergänzung mit Folsäure lohnt sich ein Blick auf die Faktenlage. Zwar ist wissenschaftlich erwiesen, dass die Einnahme dieses Vitamins das Risiko senkt, dass Neugeborene mit sogenannten Neuralrohrdefekten auf die Welt kommen, etwa einem offenen Rücken. Um diese schützende Wirkung optimal zu entfalten, müssten Frauen aber nicht nur während der ersten drei Monate ihrer Schwangerschaft Folsäuretabletten schlucken, sondern schon mindestens vier Wochen vor der Befruchtung – so lautet auch die offizielle Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Davon wissen nur die wenigsten Frauen, und dementsprechend wenige halten sich daran. Zudem sind etwa die Hälfte aller Schwangerschaften ungeplant und werden oft erst Wochen oder sogar Monate nach der Befruchtung bemerkt. Befragungen legen nahe, dass nur etwa fünf bis zehn Prozent aller Frauen schon Folsäure zu sich genommen haben, bevor sie schwanger wurden. Trotzdem liegt die geschätzte Häufigkeit von Neuralrohrdefekten in Deutschland bei nur ein bis zwei Fällen pro 1000 Geburten. Das Risiko ist also überschaubar.

Frauenärzte könnten ihren Patientinnen viel Kopfzerbrechen und Unsicherheit ersparen, wenn sie solche Einordnungen mit einbezögen bei der Aufklärung über Risiken. Leider geschieht das zu selten. Wolf Lütje sieht zudem das Problem, dass andere Risikofaktoren in der Schwangerschaftsvorsorge zu wenig angesprochen würden. Etwa bei der Ernährung: »Ein häufiges Problem ist, dass Frauen nicht ausgewogen oder zu viel essen«, so Lütje. Eine solche Fehlernährung könne sich auf die genetische Ausstattung des Babys auswirken. So neigten etwa die Kinder von stark übergewichtigen Frauen dazu, später ebenfalls dick zu werden oder eine Diabeteserkrankung auszubilden. Bisher vernachlässigt sei die psychosoziale Verfassung der Frau, »die schlichte Frage, wie es der Schwangeren geht«, so Lütje. »Lebt sie in einer stabilen Beziehung, ist sie finanziell abgesichert, gibt es psychische Vorerkrankungen?« Danach sollten Frauenärzte seiner Meinung nach verstärkt fragen und auf Beratungs- und Hilfsangebote verweisen, wenn sie es für nötig halten. »Das wäre wohl die nachhaltigste Maßnahme dafür, dass Kinder auch nach der Geburt gesund und munter aufwachsen.

Psychosomatik – Medizin mit Herz und Verstand

Psychosomatik ist die Lehre von den Wechselwirkungen zwischen Seele (Psyche) und Körper (Soma) in der Entstehung, dem Verlauf und der Behandlung von menschlichen Krankheiten.

Psychosomatik in der Frauenheilkunde

In kaum einem anderen Fachgebiet wird der Einfluss körperlicher, seelischer und sozialer Faktoren auf die Entstehung sowie den Verlauf von Krankheiten, aber auch auf die Gesundheit so deutlich wie in der Frauenheilkunde.

Die psychosomatische Medizin betrachtet Körper und Seele immer als Ganzes. Im Zentrum steht das sensible Beziehungsgefüge von Körper, Seele und Umwelt. Zur medizinischen Diagnose gehört deshalb das partnerschaftlich angelegte Gespräch zwischen Arzt/Ärztin und Patientin.

Frauenärztinnen und Frauenärzte, Krankenschwestern, Psychologinnen und Psychologen, Hebammen, Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen – sie alle begleiten Frauen in wichtigen Lebensphasen. Pubertät, Familienplanung, Schwangerschaft, Geburt und Wechseljahre sind entscheidende Erfahrungen im Leben von Frauen. Gerade in diesen Zeiten des Umbruchs suchen sie medizinische, psychologische und emotionale Unterstützung.
Die gynäkologische Untersuchung und die Geburtshilfe berühren Körperteile, die für die Intimsphäre einer Frau, ihr Selbstbild, ihre Sexualität sowie ihre Paarbeziehung von unmittelbarer Bedeutung sind. Dies und das Reden darüber erfordern von der behandelnden Person ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen. Ebenso wichtig ist das Wissen um somatische und psychische Wechselwirkungen.

Was bedeutet das konkret?

Jede Untersuchung und jede Behandlung setzt eine gelingende Arzt-Patientin-Beziehung voraus und damit Kommunikation. „Was hat diese Frau, was will sie, worunter leidet sie, was braucht sie, was bringt sie mit, wovor hat sie Angst, was erwartet sie,…“ – das muss verstanden werden. Zur körperlichen Bestandsaufnahme gehört so immer die Frage nach dem psychosozialen Hintergrund. Und das gilt ebenso für die Behandlung, auch sie fußt auf Kommunikation. Egal ob bei drohender Frühgeburt oder bei Brustkrebs: Die betroffene Frau braucht Verständnis, sie muss sich angenommen fühlen, sie braucht Vertrauen – nur dann wird sie Behandlungen zustimmen und sie vor allem aktiv mittragen. Grundlage für das „Verstehen“ ist Wissen über die jeweiligen psychosomatischen und somatopsychischen Wechselwirkungen und die Einfluss-Möglichkeiten.

Nutzen

Psychosomatisches Wissen und Vorgehen hilft so den Frauen – aber auch den ÄrztInnen. Es hilft, eine größere Gelassenheit im Umgang mit den Patientinnen zu entwickeln, bringt Entlastung durch größere diagnostische Sicherheit, schützt vor eigener Überforderung und führt langfristig zu größerer Zufriedenheit bei der Berufsausübung.

Aus diesen Gründen gehört die Grundausbildung in Psychosomatik seit Jahren zum Weiterbildungskonzept für Frauenärztinnen und Frauenärzte.

Quellen: DGPFG, gyne 2/2016

Fortpflanzung – Früh beginne, wer Kinder haben will

Fortpflanzung – Die meisten Paare unterschätzen das Alter als Fruchtbarkeitskiller

VON MARTIN SPIEWAK – DIE ZEIT N° 36 / 2015

Jahrtausendelang hatten Frauen Angst, ungewollt schwanger zu werden. Heutzutage fürchten viele eher das Gegenteil. Das Risiko, ungewollt kinderlos zu bleiben, ist inzwischen ebenso groß. Das hat sich aber noch nicht überall herumgesprochen. In der Sexualaufklärung jedenfalls geht es in erster Linie immer noch darum, wie man vermeidet, ein Kind zu bekommen; seltener darum, was gegen unerwünschte Kinderlosigkeit zu tun ist.

Das hat Folgen.

Die meisten jungen Erwachsenen wünschen sich zwei oder drei Kinder, im Schnitt 2,2. Tatsächlich ist die Kinderschar fast überall in Europa kleiner. Diese »Fruchtbarkeitslücke« schwankt von Land zu Land, über den Kontinent verteilt liegt sie bei 0,35 Kindern. Die Ursachen dafür sind komplex. Persönliches mischt sich mit Gesellschaftlichem, mal hat der Beruf Schuld, mal fehlt der Partner. Am Ende geht es fast immer um die Biologie. Anfang 40 sollte die Familienplanung (für Frauen) abgeschlossen sein.

Wann aber sollte sie beginnen?

Früh! Das legt eine Studie niederländischer Forscher im Fachblatt Human Reproduction nahe. Die Wissenschaftler haben Geburtenraten sowie die Erfolgsquoten der natürlichen wie der künstlichen Befruchtung in ein mathematisches Modell gegossen und den Zeitpunkt errechnet, wann eine Frau mit dem ungeschützten Geschlechtsverkehr spätestens beginnen sollte, wenn sie sichergehen will, dass aus ihrem Kinderwunsch auch Familienwirklichkeit wird.

Möchte sie nur ein Kind haben, sollte sie mit 32 beginnen. Mit 27, wenn sie sich zwei Kinder wünscht. Und bei dreien bereits mit 23 Jahren. Die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft sinkt mit jedem Lebensjahr und auch immer schneller. Mit 38 Jahren liegt die Chance, noch zwei Kinder zu bekommen, bei 50 Prozent. Die Reproduktionsmedizin kann die Uhr zwar zurückdrehen, aber nur um wenige Jahre, und je älter eine Frau ist, desto weniger wirkt die Hilfe aus dem Labor.

Im Prinzip ist das vielen Frauen klar.

Im Detail jedoch – das zeigen viele Befragungen – vertun sie sich gewaltig. Sie setzen den Zeitpunkt, an dem die Fruchtbarkeit nachlässt, viel zu spät an und überschätzen gleichzeitig die Wirksamkeit der künstlichen Befruchtung. Aufklärung bereits in der Schule könnte hier helfen. Auch Frauenärzte sollten das Thema häufiger ansprechen, etwa bei den Routineterminen, zu denen viele Frauen kommen.

Und die Männer?

Sie haben das Problem der schwindenden Zeugungskraft sehr viel seltener – sind aber gleichzeitig oft selber das Problem. In einem Alter, in dem man früher schon Großvater wurde, überlegen sie heute, ob sie sich wirklich schon erwachsen genug für ein Kind fühlen. Diese verbreitete Daueradoleszenz der Männer kostet viele Frauen wertvolle Zeugungszeit – und viele Paare den Traum vom zweiten oder dritten Kind.

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Basis-Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft

Im folgenden finden Sie eine Übersicht über die 3 Basis-Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft.

Welche Basis-Ultraschalluntersuchungen gibt es in der Schwangerschaft?
Wenn Sie gesetzlich krankenversichert sind und nicht als Risikoschwangere gelten, werden Ihnen drei Basis-Ultraschalluntersuchungen angeboten. Diese Untersuchungen liefern grundlegende Informationen über die Schwangerschaft, etwa wie groß das Ungeborene ist und wie es liegt. Die Frauenärztin oder der Frauenarzt schaut nach der Lage des Mutterkuchens (Plazenta) und der Fruchtwassermenge. Die Größe des Kindes wird gemessen und im Mutterpass in einer Wachstumskurve dokumentiert. Die Untersuchungsergebnisse können dabei helfen, die Geburt vorzubereiten.

Bei allen drei Ultraschalluntersuchungen wird überprüft,

  • ob sich das Ungeborene altersgerecht entwickelt,
  • ob es sich vielleicht um Mehrlinge handelt und
  • ob es Hinweise auf Entwicklungsstörungen gibt.

Darüber hinaus wird bei den einzelnen Untersuchungen Folgendes untersucht:

1. Basis-Ultraschalluntersuchung – bis 12. Schwangerschaftswoche:

Der erste Basis-Ultraschall dient vor allem dazu, die Schwangerschaft zu bestätigen. Es wird geprüft, ob sich die befruchtete Eizelle in der Gebärmutter eingenistet und zu einem Embryo oder Fötus entwickelt hat. In den ersten Schwangerschaftswochen spricht man von einem Embryo, nach der 10. Woche von einem Fötus. Beim ersten Ultraschall können bereits die Körperlänge oder der Durchmesser des Kopfes gemessen werden. Die Ergebnisse helfen dabei, die Schwangerschaftswoche und den voraussichtlichen Geburtstermin zu schätzen. Die Frauenärztin oder der Frauenarzt kontrolliert auch, ob ein Herzschlag feststellbar ist und ob es sich um Mehrlinge handelt.

2. Basis-Ultraschalluntersuchung – 19. bis 22. Schwangerschaftswoche:

Beim zweiten Ultraschall können Sie zwischen zwei Alternativen wählen, um eventuelle Auffälligkeiten zu erkennen:

  • Einer„Basis-Ultraschalluntersuchung“
  • Einer„erweiterten Basis-Ultraschalluntersuchung“

Wenn Sie sich für eine Basis-Ultraschalluntersuchung entscheiden, werden die Größe von Kopf und Bauch des Kindes sowie die Länge des Oberschenkelknochens gemessen. Außerdem wird die Position der Plazenta in der Gebärmutter beurteilt. Wenn die Plazenta besonders tief sitzt, können bei der weiteren Betreuung und für die Geburt besondere Vorkehrungen nötig werden.

Wenn Sie sich für einen erweiterten Basis-Ultraschall entscheiden, werden zusätzlich folgende Körperteile genauer untersucht:

  • Kopf: Sind Kopf und Hirnkammern normal geformt? Ist das Kleinhirn sichtbar?
  • Hals und Rücken: Sind sie gut entwickelt?
  • Brustkorb: Wie ist das Größenverhältnis von Herz und Brustkorb? Ist das Herz auf der linken Seite sichtbar? Schlägt das Herzrhythmisch? Sind die vier Kammern des Herzens ausgebildet?
  • Rumpf: Ist die vordere Bauchwand geschlossen? Sind Magen und Harnblase zu sehen?

Die erweiterte Untersuchung gehört zum Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenversicherungen.

3. Basis-Ultraschalluntersuchung – 29. bis 32. Schwangerschaftswoche:

Beim dritten Basis-Ultraschall werden Kopf, Bauch und Oberschenkelknochen gemessen. Auch die Lage des Kindes und sein Herzschlag werden kontrolliert. Sollte ein Ultraschall auf Auffälligkeiten hindeuten oderzu unklaren Ergebnissen führen, können diese durch weiterführende Untersuchungen abgeklärt werden. Welche zusätzlichen Untersuchungen infrage kommen, können Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt besprechen.

Quellen:
 Ultraschallscreening in der Schwangerschaft (PDF)
 Merkblatt zum Ultraschallscreening (PDF)